Waidmannsheil bei der Kreisjägerschaft Rendsburg-West


Moin und Waidmannsheil

Die Kreisjägerschaft Rendsburg-West e.V. ist eine von 20 Kreisjägerschaften im Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Ihre knapp 800 Mitglieder aus         6 Niederwildhegeringen (Karte) und  3 Hochwildhegegemeinschaften     unterstützen die Gestaltung und die nachhaltige Sicherung der natürlichen Lebensräume und tragen so erheblich zum Schutz und zur Erhaltung unseres heimischen Wildes bei.


Neuigkeiten der Kreisjägerschaft Rendsburg-West


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12.11.2020

Bericht zur Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussion „Wald der Zukunft – ohne Wild?!“

Zur beginnenden Drückjagdsaison möchte die KJS RD West einen Einblick in den Diskussionsabend mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Forst und Eigentümern geben und damit einen Denkanstoß leisten.

Sicherlich standen bereits viele von uns Waidgesellen vor Strecken, auf der junge, starke Böcke, schlechte oder falsche Abschüsse lagen.
Gesenkten Hauptes flüsterte man von unwaidmännischem Handeln, von Gästewahl bei den Drückjagden und vielem mehr.
Die Unmutsstimmen der Revierpächter an den Forstrevieren werden lauter.
Wie entwickelt sich die Zukunft im Sinne der Waidgerechtigkeit? Wie wurden und werden die ethischen Aspekte in der Landesregierung diskutiert und entschieden? Wie stehen die Begeher in den Staatsforsten zu diesem Thema?
Und wie sieht unsere gemeinsame Zukunft mit dem Forst aus?
Ein paar Antworten und Informationen erhielten die Anwesenden an diesem Abend.
Die Veranstaltung wurde auch über YouTube live übertragen und ist weiterhin unter folgendem Link, auf unserer Homepage, abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=8xBXAhM4DSQ&t=1915s

Der Initiator und Gastgeber dieses Abends, Hans Popp, Vorsitzender der KJS Rendsburg-West, begrüßte den Moderator Carsten Kock und folgende Gäste:
Hartmut Hamerich, MdL und wald- und forstpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion
Hans-Caspar Graf zu Rantzau, Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Waldbesitzerverbandes e.V.
PD Dr. Heinrich Reck, Institut für Natur- und Ressourcenschutz der Universität Kiel
Tim Scherer, Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR

Nach einer freundlichen Begrüßung ging es mit der Vorstellungsrunde der Referenten und deren Einführungsstatements sogleich ins Eingemachte.
Tim Scherer konstatierte als Direktor der Landesforsten, dass der Blick in den Wald düster sei: Stürme, der Borkenkäfer und der Klimawandel setzten dem Wald zu. Er befinde sich abgestorben und abgefressen in „der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg“. Die Aufgabe sei, den Wald „klimafit“ zu machen und als „Wald im Wald“ zu erhalten. In diesem Zusammenhang werden wir uns von bestimmten, liebgewordenen Waldbildern verabschieden müssen, sagte Scherer. Das Wild soll nach den Leitlinien des Bundesjagdgesetzes bejagt werden, „zum Schutz des Waldes“ denn: „es sei zu viel Wild im Wald.“
„Die Bejagung des Wildes ist zwingend erforderlich“, betonte auch Graf zu Rantzau als Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes. Er definierte die „nachhaltige Bewirtschaftung“ als das gemeinsame Credo von Förstern und Jägerschaft. Der Klimawandel sei ein großes Problem, das global gesehen werden muss.
„Wir brauchen in SH eine klimagerechte Bepflanzung, und da werden wir uns von der ein oder anderen Baumart verabschieden müssen“, stimmte MdL Hartmut Hamerich ebenfalls zu. Wald mit Wild muss unter veränderten Voraussetzungen neu gedacht werden. Es sind bereits neue Modelle in Überlegung. Eine Möglichkeit wäre die Vergabe von Ökopunkten für Neuanpflanzungen.
Dr. Reck, von der Uni Kiel, gab mithilfe einer PowerPoint-Präsentation einen historischen Überblick und einen Einblick in einige wissenschaftlich belegbare Forschungsergebnisse zum Thema. Naturschutz braucht mehr Wild, wie lösen wir allerdings die Zielkonflikte? Er erwähnte dabei auch die in einem Buch erschienenen Untersuchungen von Markus Meissner zum Naturschutz unter der Fragestellung „wieviel hilft, was schadet?“.

Im Anschluss an die Statements der Referenten gibt der Moderator die nächste Runde frei für Fragen aus dem Publikum.
Diese Gelegenheit wurde reichlich genutzt, so dass eine rege Diskussion entstand. Darunter waren Fragen danach, welche Baumarten denn gepflanzt werden sollten. Antwort: Roteichen, Douglasie, heimische Arten. Ob mehr Besucher im Wald zu weniger Wild führen würden? Antwort: die negativen Folgen durch Besucher fallen nicht mehr ins Gewicht, der Klimawandel wirkt viel stärker. Können konzentrierte Äsungsflächen am Waldrand als Ablenk-Äsung die Schäden reduzieren? Hierzu gibt es mehrere Wortmeldungen. Die Forstwirtschaft betreibt bereits solche Äsungsflächen und beruhigte Zonen mit Erfolg. Doch wechselt das Wild letztendlich „nach dem eigenen Kopf“, es liest ja keine Schilder „hier bitte Äsen“, witzelt MdL Hamerich.
Zu der Frage, ob es nicht schädlich sei, junge starke Böcke im Januar oder auf Drückjagden zu strecken, antwortet Tim Scherer: es sei laut Bundesjagdgesetz erlaubt und ethisch vertretbar.

Zum Schluss des Abends bittet Carsten Kock die Referenten um eine kurze Schlagzeile, die sie zu dem Thema der Veranstaltung in der Zeitung lesen möchten. „Jäger und Waldbesitzer einig im Aufbau eines neuen Waldes in der Heimat“ (Graf Rantzau) – „Wald und Wild in Verhältnismäßigkeit“ (MdL Hamerich) – „Wald und Wild funktioniert“ (Dr. Reck) – „Oberste Regel in Deutschland: schießt mehr Rehe“ (Tim Scherer)

Hans Popp bedankte sich daraufhin bei allen Beteiligten sehr herzlich und beendete den Abend mit der Bitte, stets waidmännisch zu bleiben und zu handeln.


Sabrina Elsass
Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit



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